Am Montag, den 3. Juni 24 haben wir mit dem Bezirksbürgermeister Oliver Igel und der Stadträtin für Stadtentwicklung Claudia Leistner unsere jährliche „Bürgermeistertour“ durchgeführt.
Wir waren stationsabhängig 12-20 Personen: zeitweise waren Eltern mit Kindern dabei, manchmal kamen Passanten dazu – in jedem Fall war es eine gute Mischung für konkrete Gespräche. Dabei waren u.a. auch VertreterInnen vom Ortsverein Grünau, Eltern und Lehrer der Grünauer Schule, BürgerInnen aus Bohnsdorf u.a..
Um besonders kritische Stellen näher zu beleuchten, haben wir diese Stationen gewählt :
1.) Start am Bahnhof Grünau (S-Bahn Ausgang Richtung Bohnsdorf)
- Unsere Bitte während der Einweisung an alle war: „Versuchen sie bitte während der gesamten Tour immer STVO-gerecht zu fahren“. (Spoiler: das ist leider nicht überall möglich).
- In der täglichen Praxis zeigt sich immer wieder, dass Radfahrende verkehrswidrig den rechten Gehweg benutzen, weil dieser ein höheres Sicherheitsgefühl vermittelt. Nach der Fußgängerampel Adlergestell wird der breite Gehweg an der Kreuzung Wassersportallee/Adlergestell als Überbrückung genutzt, bis endlich der gemeinsame Geh-und Radweg rechts von der Wassersportallee erreicht ist. Wir wünschen uns hier einen durchgehend ausgewiesenen Geh- und Radweg unter der S-Bahn-Unterführung Richterstraße bis zum Anschluss an den vorhandenen gemeinsamen Geh- und Radweg Wassersportallee in Richtung Regattastraße.
2.) Kreuzung Regattastrasse / Wassersportallee
Dies ist eine der „schwierigsten“ Verkehrsknotenpunkte in Grünau, denn hier treffen Autos, die Straßenbahn, Fußgänger und Radfahrende – in häufig unübersichtlichen und nicht verkehrssicheren Situationen – aufeinander.
- Eine Frage an Frau Leistner war: „Warum ist im Kreuzungsbereich Tempo 50 erlaubt – wenn davor und danach Tempo 30 angeordnet ist?“. Wir sprachen mit ihr über den STVO-gerechten Lückenschluß: der Bezirk kann hier Tempo 30 anordnen.
- Ein neuralgischer Punkt ist das Ende des gemeinsamen Rad- und Fußweges an der Wassersportallee direkt an dem Absperrgitter Regattastraße/Wassersportallee. Die meisten Radfahrenden und Fußgänger nutzen nun den Straßenraum rechts vom Gitter um hier die Regattastraße zu überqueren. Das birgt ein hohes Gefahrenpotential. Die beste Lösung wäre ein Fußgängerüberweg über die Regattastraße rechts vom Gitter.
- Übrigens hat eine alteingessene Grünauer Radfahrerin darauf hingewiesen, dass sie gemeinsam mit anderen an dieser Stelle bereits vor 30 Jahren für eine sichere Verkehrslösung – eine Verkehrsampel – demonstriert hat.
- Vor der Straßenbahnhaltestelle Wassersportallee Richtung Bahnhof gibt es eine Auffahrt auf den superkurzen Radweg, der nur über ein ungeschütztes Straßenstück möglich ist (s.a. Foto).
3.) Kurzer Halt vor der „Schule an der Dahme“
Die Regattastraße ist eine viel befahrene Hauptverkehrsstraße und hat keinen Radweg. Das Befahren der Straße ist sehr gefährlich, weil die Straßenbahnschienen den Radfahrer zu nah an den Bordstein oder zu weit auf die Straße zwingen. Es besteht ständig Sturzgefahr durch die Gleisrillen. Wer es trotzdem wagt, wird häufig eng überholt, angehupt oder schlimmeres.
Grundsätzlich kann man auf den Gehweg ausweichen, hier ist Radfahren erlaubt. Das hat aber seine Tücken:
- Fußgänger haben Vorrang – daher muß ggf. Schrittgeschwindigkeit gefahren werden, was teilweise schwierig ist (Kippgefahr) und für die Nahverkehrsfahrer (bis 5 Kilometer) einen großen Zeitverlust bedeutet.
- Es gibt immer wieder Einfahrten zu Supermärkten, wo Autofahrende häufig bis zur Straße vorfahren und so den Gehweg blockieren.
- An den vielen Straßeneinmündungen ist der Bordstein für Fahrräder zu hoch, was wieder das zügige fahren erschwert.
Wir empfehlen abgesenkte Bordsteine und Warnhinweise mit Fahrradsymbol an den Einmündungen. Die Studie der TH Wildau empfiehlt auch Sperrzonen für freie Sicht an den Einmündungen (Dokument s.a. unten).
4.) Kreuzung Lahmertstraße / Walchenseestraße
Die Walchenseestraße wird als Umfahrung der Regattastraße genutzt. Sie ist durch die beidseitig parkenden Autos sehr eng und es kommt immer wieder zu riskanten Manövern durch Drängeln.
Die Walchenseestraße ein wichtiger Schulweg, denn sie führt zum Grundschulteil der Grünauer Gemeinschaftsschule. Kinder fahren hier auf dem Gehweg, doch das ist schwierig, denn der ist nur einseitig vorhanden und zwischen Wald und Autos schmaler als eine Autotür.
Sehr gefährlich ist das Enden des Gehweges an der Einmündung der Lahmertstraße und der Zwang für die Kinder, die Straße zu queren.
- Es besteht Sturzgefahr durch die unbefestigte Kante zur Fahrbahn nach Ende des Geweges.
- Der Gehweg beginnt hinter der Kreuzung auf der anderen Straßenseite und die Kinder müssen hier die zweimal die Straße queren.
- Die Einmündung ist oft durch parkende Autos schwer einsehbar.
Hier müssen Sperrflächen die Sicht erleichtern und Warnhinweise die Kinder schützen. Der Gehweg muss so gepflastert werden, das niemand stürzt. An wichtigen Ankerpunkten muss es Parkverbote geben.
Einfacher wäre die Umwandlung der Walchenseestrasse in eine Fahrradstraße. So schlägt es auch die Studie aus Wildau vor. Baulich muss wenig geändert werden und Radfahrer wären dadurch geschützt, dass sie Vorrang hätten. Die Trennung der Verkehrswege entspricht modernen Verkehrskonzepten, wie sie z.B. Utrecht in den Niederlanden sehr erfolgreich entwickelt hat. Eine Machbarkeitsstudie wäre hier ein erster sinnvoller Schritt.
5.) Walchenseestraße vor der Grünauer Gemeinschaftsschule
Der Gehweg vor der Grundschule wurde kürzlich saniert. Hier treffen täglich hunderte Schüler ein. Viele davon per Rad. Wir sehen folgende Probleme:
- Einen Radweg gibt es nicht.
- Der Gehweg ist nicht für Radfahrer freigegeben. Radfahrende ab 10 Jahren (4. Klasse) müssten auf der Straße fahren und vor der Schule absteigen.
- Die Straße ist aber morgens und nachmittags extrem viel befahren. Etliche Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto. Das verstopft die enge Walchenseestraße. Es kommt zu gefährlichem Gedrängel und Wendemanövern.
- Viele Kinder kommen vom gegenüber endenden Waldweg. Von dort ist das Schultor aber sehr schwer zu erreichen, wenn viele Autos fahren, weil eine Absperrung den direkten Übergang verhindert. Dort wo sie endet, halten die „Elterntaxis“, oft parken hier auch Autos. Das ist sehr gefährlich, denn die Kinder werden so schlecht gesehen und müssen diagonal über die Straße. (Siehe Foto unten.)
- Erschwerend kommt hinzu, dass der Schulhort der 1. bis 3. Klasse regelmäßig im Wald spielt. Das ist toll für die Kinder, aber es bedeutet, dass auch am frühen Nachmittag viele besonders junge Schüler diese gefährliche Stelle queren müssen.
Das Gespräch vor der Schule ergab:
- Während der Baumaßnahmen gab es hier einen „Zebrastreifen“. Den hätten wir gerne wieder, denn er hat die Lage erheblich entspannt.
- Der Gehweg sollte für Radfahrer frei gegeben werden.
- Befristete Halteverbote vor der Schule würden viel Sicherheit bringen. Abḿ besten wäre es, die Straße vor der Schule für eine halbe Stunde von 7.30 bis 8.00 Uhr zu sperren (Konzept Schulstraße).
- Östlich der Schule gibt eine eine Nebenfläche – kann man diese für mehr Fahrradabstellflächen nutzen? Dann müssten nicht alle Schüler durch das selbe Schultor.
6.) Kreuzung Richterstraße / Buntzelstraße
An dieser Kreuzung müssen täglich viele Kinder die Strasse überqueren.Selbst für Erwachsene ist diese Kreuzung eine echte Herausforderung. Uns war die spezifische Sicht auf diese typische Gefahrensituation wichtig.
7.) Abschlußdiskussion neben der Kreuzung Adlergestell / Wassersportallee
Hier fanden sich noch einmal interessierte Bürger mit vielen konstruktiven Vorschlägen ein, welche die Verkehrssicherheit und auch das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden erhöhen können. Herr Igel zeigte sich durchaus offen für machbare Lösungen. An dieser Stelle verweisen wir auch noch einmal auf die Studie der TH Wildau aus dem Jahr 2023. Sie hat für alle hier genannten Stationen auf der Grundlage konkreter Verkehrsanalysen bereits Lösungen vorgeschlagen, die durchaus in die engere Prüfung kommen sollten.
Als Fazit kann man festhalten, dass es eine gelungene Veranstaltung war, die den Finger einmal mehr in z.T. schon lange bekannte Wunden gelegt hat. Es muss nun versucht werden, über die Arbeit in den verschiedenen Gremien tatsächlich verkehrssichere Lösungen zu schaffen.
Nochmal ein herzliches Dankeschön an Frau Leistner und Herrn Igel für ihre Zeit.
Hier nochmal die Studie der TH Wildau zur Verkehrssituation in Grünau:
Puh. Radfahrende, Autofahrende, aber der Fußgänger bleibt Fußgänger, weil sich Fußgehende offenkundig doch zu bescheuert anhört und es tatsächlich auch ist. Beim Fahren in jeglicher Form wird dann das Partizip maltretiert, dass sich die Achsen biegen. Grünau ist aber Gott sei Dank nicht Kreuzberg – weder wohnlich noch sprachlich, also schreiben Sie es doch bitte nicht herbei. Es liest sich schrecklich.
Unter Radfahrern und Fußgängern.