Hegemeisterweg in Rahnsdorf: Radverkehr, Naturschutz und Alternativen zum Ausbau

Hegemeisterweg: Brücke über den Mühlenfließ Richtung Rahnsdorf, cc-by-sa-4.0; Stg-TK des adfc-berlin
Hegemeisterweg: Brücke über den Mühlenfließ Richtung Rahnsdorf, cc-by-sa-4.0; Stg-TK des adfc-berlin

Die bisherigen Anbindungen für den Radverkehr vom S Rahnsdorf zum Ort selbst, dem Europaradweg R1 und dem Strandbad Müggelsee sind bekanntermaßen unzureichend bis gefährlich. Aus diesem Grund planen Bezirk und Senat einen Ausbau des Routennetzes in einem Naturschutzgebiet. Diese Planungen lehnen wir gemeinsam mit Naturschutzverbänden ab und schlagen Alternativen vor.

Vor dem Hintergrund des bisher und zukünftig stark zunehmenden Radverkehrsaufkommens und den Maßgaben des Umwelt- und Klimaschutzes sowie des Berliner Mobilitätsgesetzes ist die attraktive verkehrliche Anbindung des S-Rahnsdorf an die südlich gelegenen Ortsteile und den im Radverkehrsplan der SenUVK Berlin geplanten Vorrangrouten eine unbedingte Notwendigkeit.

Planungen

Einen Überblick zu Planungen und Alternativvorschlägen gibt diese interaktive umap-Karte.

Bisherige Planungen favorisieren den Hegemeisterweg als bestehenden, teilbefestigten und beleuchteten Waldweg oder einen zwischen Ingeborg-Hunzinger-Str. und Krötenteich (ehem. Stausee) verlaufenden naturnahen Waldweg, den Alten Hegemeisterweg. Beide Routen zerschneiden das FFH-Gebiet Müggelspree-Müggelsee mit der letzten stabilen bzw. etablierten Erdkrötenpopulation in Berlin.

Kartenausschnitt Lage Hegemeisterweg, Daten: OpenStreetMap

Probleme

Die für den Ausbau notwendigen naturschutzrechtlichen Gutachten sind bisher weder absehbar noch ist eine Zulässigkeit des Ausbaus zu erwarten. Zugleich wären durch einen tiefen Ausbau in Asphaltbauweise aus Sicht des Naturschutzes deutliche Beeinträchtigungen zu erwarten.

Auch eine Wegeführung durch den Wald zwischen Straße und Krötenteich entlang des Alten Hegemeisterweges bedarf einer Flora-Fauna-Habitats-Verträglichkeitsprüfung. Neben dem NSG (nationaler Schutz) unterliegt das Gebiet auch dem europäischen Schutz, ausgerichtet auf Amphibien.

Hinzu kommt, dass der Wald dort seit langem der ‚Zertifizierung zum naturnahen Wald‘ unterliegt, auch brüten dort z. B. Schwarzspechte. Innerhalb wird kaum bis keine Verkehrssicherung durchgeführt, es liegen Bäume auch mal quer über dem Weg. Demzufolge wird diese Seite bisher wenig durch Radfahrende genutzt.

Alter Hegemeisterweg, Waldweg mit umgestürzten Bäumen
Alter Hegemeisterweg, cc-by-sa-4.0; Stg-TK des adfc-berlin

Alternativen

Aus diesem Grund fordern wir als Stadtteilgruppe TK des ADFC Berlin die zuständigen Behörden auf, Alternativen zur Ertüchtigung des Hegemeisterweges bzw. einer Führung durch das FFH-Gebiet zu prüfen und schnell vorrangig umzusetzen. Der Hegemeisterweg sollte in seiner jetzigen Form im Bestand erhalten bleiben und als gemeinsamer Geh- und Radweg für den Radverkehr geöffnet bleiben.

Ziel sollte es sein, für den alltäglichen wie touristischen Radverkehr attraktive, schnelle und sichere Alternativrouten parallel westlich und östlich des Hegemeisterweges anzubieten, um einen möglichst hohen Anteil des Radverkehrsaufkommens vom FFH-Gebiet wegzuführen.

Hierzu sollten im Besonderen folgende, sich in ihrem Einzugsgebiet und Ausgestaltung ergänzende Wegeführungen vertieft geprüft werden:

  • Ingeborg-Hunzinger-Str. wird verkehrsberuhigt umgestaltet
    • Tempo 30 durchgängig
    • Entfernung bestehender Fahrbahnmarkierungen
    • Verengte Kernfahrbahn für KFZ im Zweirichtungsverkehr in der Mitte
    • Jeweils Angebotsstreifen für Rad- und Fußverkehr an den Seiten, beispielhaft:
       Die Kreisstraße zwischen Eilensen und Erichsburg wurde 2013 farbig markiert. Diese Strecke ist zugleich ein Abschnitt des Europaradweges R1. Pilotprojekt nach Bundesratsdrucksache 375/97: Modellversuch zur Abmarkierung von Schutzstreifen außerorts und zur Untersuchung der Auswirkungen auf die Sicherheit und Attraktivität im Radverkehrsnetz.
    • Vorgabe das MobG zu Radverkehrsinfrastruktur an Hauptverkehrsstraßen würde so umgesetzt
    • Keine baulichen Maßnahmen notwendig
    • Zusätzlich Anbindung über bestehenden, zu ertüchtigenden Schotterweg zum Strandbad Rahnsdorf
      Waldweg, Schotterweg zum Strandbad Rahnsdorf
  • Ertüchtigung und Anbindung eines östlich gelegenen Forstweges
    • Mit wassergebundener Oberfläche wie bspw. auf dem Birkenweg nördlich der Bahntrasse:
    • Vorrangige Führung des Radverkehrs zwischen S Rahnsdorf/Schöneiche und den östlichen und südlichen Ortsteilen sowie Richtung R1/Erkner per Beschilderung über diesen Weg
    • Leicht und schnell unter Einbeziehung der Forsten umsetzbar

Einen Überblick zu Planungen und Alternativvorschlägen gibt diese interaktive umap-Karte.

Diese Stellungnahme entstand in Absprache mit BUND, Nabu und BLN, stellt aber nicht notwendig deren Sichtweise und Positionen dar.

Blick auf Krötenteich oder Stausee am Mühlenfließ in Rahnsdorf
Krötenteich und ehemaliger Stausee der Rahnsdorfer Mühle, cc-by-sa-4.0; Stg-TK des adfc-berlin

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