Datenschutzaspekte

Die Kamera des Zählgerätes ist auf die Straße gerichtet, um Fußgänger, Radfahrer, Autos und Schwerlastverkehr zu zählen. Das Gerät verarbeitet die Kamerabilder sofort und die Kamera filmt in niedriger Auflösung, so dass keine Gesichter oder Nummernschilder erkannt werden. Die Kamera ist so konzipiert, dass es keine Möglichkeit gibt, die Kamerabilder selbst einzusehen (weder durch den Besitzer des Gerätes noch durch Dritte). Die Kamerabilder sind nur während der Installation des Gerätes für den Benutzer (um die Kamera richtig ausrichten zu können) und für einen Zeitraum von maximal zehn Minuten sichtbar. Optional kann man entscheiden, ob einmal täglich ein speziell aufbereitetes Bild zur Kontrolle der korrekten Kameraposition in das eigene Dashboard auf der Telraam-Webseite hochgeladen werden soll. Dieses Bild mit einer Auflösung von 640×360 Pixeln enthält nach einer entsprechenden Bearbeitung im Zählgerät keine Informationen über Personen oder Objekte, die sich im Zeitraum der Aufnahme (30 Sekunden) durch das Blickfeld der Kamera bewegten.

Die vom Gerät gesammelten Zähl-Daten (nicht die Bilder, anhand derer vorher die Zählung erfolgt) werden drahtlos über WLAN verschlüsselt an eine zentrale Datenbank übertragen, wo sie weiterverarbeitet (zu anschaulichen Diagrammen und einfachen statistischen Auswertungen) werden. Die aufbereiteten Zähl-Daten sind als Zählergebnisse für jedermann frei zugänglich unter www.telraam.net.

Das Projekt „Berlin zählt Mobilität“ des ADFC Berlin wurde im Jahr 2021 der Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit vorgestellt. Basierend auf den bereitgestellten Informationen wurde das Projekt von der BlnBDI in der vorgestellten Form datenschutzrechtlich
nicht beanstandet.

In einer Stellungnahme hatte die belgische Datenschutzbehörde (GBA) keine Einwände gegen diese Methode der Verarbeitung von Kamerabildern (sofort und lokal, im Gegensatz zur Speicherung der Bilder & Weiterleitung an eine zentrale Datenbank zur zentralen Verarbeitung, wie es bei klassischen Kamerasystemen der Fall ist).

Im Rahmen der Registrierung für ein Zählgerät auf der Telraam Webseite werden einige persönliche Daten (Name, Adresse und E-Mail-Adresse) nach vorheriger Zustimmung durch den Nutzer abgefragt. Man wird darüber informiert, was mit diesen Daten geschieht. Diese persönlichen Daten werden in keiner Weise an Dritte weitergegeben. Für die Weitergabe der Zähldaten werden Straßenabschnitte und keine spezifischen Adressdaten verwendet.

Technisch gesehen läuft die Verarbeitung bei den beiden Versionen des Zählers (V1 und S2) unterschiedlich ab.

Funktionsweise der Detektion des V1-Sensors (Raspberry Pi basiert)

  • Die Kamera sendet das Bild (effektives Bild der Straße) an die Verarbeitungseinheit (Raspberry Pi basierter Minicomputer), der physisch mit der Kamera mit einem Kabel verbunden ist.
  • Der Minicomputer verarbeitet die Bilder sofort zur Objekterkennung und speichert nur die folgenden Informationen, die „Pixelwolken-Daten“, über diese Objekte: Größe, Geschwindigkeit und Position des Objekts auf dem Bild (oben/unten). Die Bilder der Kamera selbst werden nicht wirklich erfasst, sondern sofort zu „Pixelwolken-Daten“ umgewandelt und sind auch nirgends sichtbar.
  • Die Informationen über die Objekteigenschaften (Pixelwolken) werden an eine zentrale Datenbank für eine zweite Verarbeitung gesendet, in der die Objekteigenschaften in Fahrzeuge übersetzt werden (z.B. Objekt mit Größe 5688 Pixel mit Pixelgeschwindigkeit 24 Pixel/Sekunde ist ein Auto, Objekt mit Größe 700 Pixel mit Pixelgeschwindigkeit zehn Pixel/Sekunde ist ein Fahrrad, usw…). Sind „Zähl-Daten“ erstellt, werden die „Pixelwolken-Daten“ gelöscht. Nicht die „Pixelwolken-Daten“, sondern nur die „Zähl-Daten“ werden über das Informationssystem gespeichert und veröffentlicht.
  • Wenn man die gesamte Kamera und die lokale Verarbeitung betrachtet, kommt der Input von der Kamera (tatsächlich häufige Bilder im Farbspektrum pro Pixel), die Interpretation des Inputs erfolgt durch die Erkennung allgemeiner Eigenschaften von Objekten (Pixelgröße,…). In diesem Sinne werden eigentlich keine Bilder aufgenommen, sondern es werden nur die relevanten Eigenschaften der Bilder herausgefiltert (Objekterkennung und einige Eigenschaften). Die Kamera zählt somit die Anzahl der Objekte, die vor ihr vorbeiziehen.

Bei der Bildverarbeitung gibt es zwei wesentliche Elemente:

  • Die Bilder selbst werden lokal und sofort verarbeitet. Es nicht möglich, die Bilder direkt von der Kamera abzufragen.
  • Die verarbeiteten Daten sind generisch und stellen keine persönlichen Daten dar. Es werden keine Nummernschilder, Gesichter oder Merkmale von Personen erfasst.

Bei der Anmeldung kann definiert werden, ob einmal täglich ein „Testbild“ zum Server gesendet wird. Dieses wird in sehr niedriger Auflösung (128×72 Pixel) als „Durchschnitt“ aus mehreren Bildern berechnet so dass bewegte Objekte und auch Details wie Kennzeichen nicht sichtbar sind und dient zur Prüfung der Kameraausrichtung, ohne vor Ort anwesend sein zu müssen. Das einmal täglich zum zentralen Telraam-Server gesendete Einstellungsbild ist zehn Tage im persönlichen Account des Benutzers sichtbar und wird danach aus der Datenbank des Systems gelöscht.

Funktionsweise des S2-Sensors

Auch dieser Sensor ist kamerabasiert und arbeitet im wesentlichen analog zum V1. Datenschutzrechtlich ist jedoch hervorzuheben, dass auch die Objekterkennung auf dem Gerät erfolgt und nur alle 15 Minuten einmal die summierten Zähldaten zum Telraam-Server gesendet werden. Weiterhin werden die „Testbilder“ nur noch auf Anforderung erstellt und nicht mehr automatisch. Wegen der schmalbandigen Verbindung über ein IoT-Mobilfunk-Netz ist eine hochauflösende oder hochfrequente Bildübertragung auch rein technisch nicht möglich.

Da es sich außerdem um eine proprietäre Hard- und Software handelt ist zumindest die Kenntnis über Schwachstellen auch für potentielle Angreifer sehr viel schwieriger zu erlangen. Allerdings fehlt damit auch die grundlegende Überprüfbarkeit der Geräte, da die Software nicht mehr als Open Source zur verfügung steht. Weitere Details zum S2-Sensor findet man direkt bei Telraam.

Datenverfügbarkeit

Die im Telraam-Server vorhandenen Daten sind grundsätzlich für alle Zählstellen öffentlich und unter einer CC-BY-NC-Lizenz verfügbar. Sie werden nicht gelöscht und sind via API zeitlich unbeschränkt verfügbar. Nach Abschaltung des Zählers ist das Straßensegment zwar nicht mehr als aktiv in der Karte markiert, die Daten sind jedoch noch in der Datenbank und über die API erreichbar. Die API stellt weder Zugriff auf Bilddaten noch auf persönliche Daten bereit.