TVO – Gar nicht mal so Fahrradfreundlich

Geplanter Verlauf der TVO (aus
Geplanter Verlauf der TVO (aus den Planungsunterlagen)

Nach jahrzehtelanger Diskussion war es dann im Mai „endlich“ soweit: Der Berliner Senat hat seine Pläne zur Vervollständigung der TVO (Tangentialverbindung Ost) veröffentlicht, mit dem Ziel, dass doch möglichst bald gebaut werden soll. Aus Sicht der Radfahrenden können wir nach Einsicht der Pläne nur sagen: So sollte das definitiv nicht gebaut werden.

Egal wie man zum Sinn oder Unsinn einer weiteren Straßenverbindung für mehrere hundert Millionen Euro im Berliner Stadtgebiet steht – für die nebenbei einer der wenigen verbliebenen Stadtwälder teilgerodet werden soll – gibt es in der detaillierten Planung viele Probleme.

Dementsprechend hat sich in den letzten Wochen ein vielköpfiges Team des ADFC mit tatkräftiger Unterstützung aus Treptow Köpenick mit den Planungen beschäftigt und eine 22 seitige Einwendung dagegen abgegeben.

Wie so oft stand bei der Planung das Auto im Mittelpunkt und Rad- und Fußverkehr waren nur lästige Anhängsel. Das äußert sich durch unnötige Klettertouren entlang der Strecke – anstatt direkter Wege abseits der Fahrbahn; das ersatzlose streichen der Fußgängerbrücke am S-Bahnhof Wuhlheide zugunsten einer Autobrücke und das völlige Unverständnis dafür, was Radfahrende nutzen würden (entlang der gesamten Strecke).

Ein besonders bezeichnender Punkt ist die Stelle, an der die TVO die U5 kreuzt. Ortskundige wissen vermutlich, dass entlang der U5 an dieser Stelle ein sehr gut ausgebauter und genutzer Radweg existiert (der nebenbei auch Teil des Radvorrangnetzes ist). Anstatt diesen über eine Rampe nun mit dem geplanten 4m breiten Radweg entlang der TVO so zu verbinden, dass Radfahrende diese auch nutzen können, wurde sie mit einem engen Weg und mit einem Drängelgitter am Ende geplant.

Weil wir nett sind, haben wir natürlich gleich eine bessere Alternativlösung mit der Einwendung mitgeliefert:

Eine wunderschön breite Rampe verbindet beide Radwege in unserem Vorschlag

Sollte die TVO tatsächlich gebaut werden, hoffen wir, dass unsere Einwendungen bestmöglich berücksicht werden. Übrigens, wenn ihr zur Planung optimal informiert bleiben wollt, könnt ihr auch selbst noch bis Montag den 8.7.24 eine Einwendung bei der Senatsverwaltung für Verkehr abgeben. Ihr könnt euch dafür auch einfach unserer Einwendung anschließen (aka sie kopieren), falls ihr mehr Informationen dazu wollt, meldet euch gerne bei uns.

2 Kommentare

  1. Auch ich bin der Auffassung, daß der Radverkehr bei der Planung derTVO nicht optimal berücksichtigt wurde und habe gegenüber der Senatsverwaltung die nachfolgende Stellungnahme abgegeben. Ich möchte damit einen Diskussionsbeitrag für eine bessere Lösung leisten:

    Es ist aus meiner Sicht zu begrüßen, dass mit der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens zum Bau der TVO der Baubeginn endlich einen Schritt näher rückt.

    Der Flächenverbrauch und der Eingriff in die Natur müssen allerdings auf das unbedingt erforderliche Maß beschränkt werden. Daher rege ich an

    – auf den Bau eines Fußweges zu verzichten, sowie

    – den Fahrradweg nicht direkt entlang der Straßentrasse sondern unter Einbeziehung der bestehenden Fahrradstraße Alberichstraße durch die Wuhlheide und das Siedlungsgebiet Biesdorf-Süd zu führen.

    Die geplante Trasse berührt keine bewohnten Gebiete, in denen Fußgängerverkehr zu erwarten ist. Es wäre auch äußerst unattraktiv für Fußgänger, einen Weg direkt an einer stark befahrenen 4-spurigen Straße und dann auch noch neben einer hohen Lärmschutzwand zu nutzen.

    Das gleiche gilt analog auch für Fahrradfahrer. Dem Bedarf im Siedlungsgebiet Biesdorf-Süd besser gedient ist eine Radweg-Verbindung unter Nutzung der künftig für den KFZ-Verkehr nicht mehr benötigten Rudolf-Rühl-Allee, bestehender Wege in der Wuhlheide sowie der bereits als Fahrradstraße gewidmeten Alberichstraße. Unter Berücksichtigung der Vorschläge des bezirklichen FahrRats sowie des ADFC ist die Fahrradstraße bis zum Elsterwerdaer Platz zu verlängern. Alternativ bzw. ergänzend wäre auch eine Weiterführung über den Grabensprung mit Anbindung an den S-Bahnhof Biesdorf und die Oberfeldstraße denkbar. Die Alberichstraße war im Jahr 2000 die erste Fahrradstraße Berlins, bleibt in der jetzigen Länge jedoch ein Fragment.

    Durch die aufgezeigten Alternativen kann die Breite der geplanten Trasse um 7,60 m verringert werden, was den Flächenbedarf um 20 bis 25 % reduziert. Daneben ergeben sich Kostenersparnisse durch den Wegfall des Fußwegs und da die Ertüchtigung vorhandener Wege für Fahrradfahrer günstiger ist als ein Neubau. Nicht zuletzt entstünde durch die vorgeschlagene Alternative eine Flächenreserve für eine künftige Schienen TVO sowie zunächst eine geringere Inanspruchnahme von Flächen im Besitz der Deutschen Bahn.

    Zu erwähnen ist auch, dass eine Erweiterung des Netzes der Fahrradstraßen dazu beiträgt, den Schulweg für die Kinder der Georg-Klingenberg-Schule sicherer zu machen.

    1. Deine Vorschläge haben leider einige Dinge nicht berücksichtigt:

      1. Sind entlang der Strecke mehrere Bushaltestellen sowie S-Bahn-Stationen geplant. Um diese Problemlos zu erreichen ist zumindest auf höhe der Siedlungsgebiete in Biesdorf ein Fußweg entlang der Strecke dringend notwendig.
      2. Setzt sich der ADFC hier schon seit Jahren für eine gut ausgebaute Tangentialverbindung ein, die Treptow/Köpenick mit Marzahn verbindet. Diese ist weniger mit dem Blick auf die Anbindung Biesdorfs notwendig als durch eine völlige Abwesenheit von durchgängigen Verbindungen westlich der geplanten Strecke bis hin zum Ostkreuz. Gerade das bestehende südliche Teilstück der TVO wird auch heute schon relativ gut genutzt, trotz der Teils völlig ungenügend dimensionierten Radwege, was deine Argumentation zur unattraktivität der Strecke zumindest teilweise entkräftet.
      3. Der Flächenbedarf lässt sich deutlich einfacher reduzieren: Indem die Straße selbst anhand des Bedarfs nicht vierspurig mit Mittelstreifen, sondern nur zweispurig ausgeführt wird. Die Vierspurigkeit wird in den Planungen mit Zahlen aus Verkehrsprognosen begründet, bei denen bereits im gesamten Stadtgebiet bewiesen ist, dass diese deutlich zu hohe Kraftfahrzeugzahlen annehmen. Dazu gibt es in den Planungen keinerlei Schätzungen dazu, wie viele Autofahrende durch die verbesserten Radwege und die NVT aufs Auto verzichten würden. Schlussendlich ersetzt die TVO hier vor allem die wenig leistungsfähige Köpenicker Straße, die selbst nur zweispurig ist, wodurch schlicht kein Bedarf für eine Vierspurigkeit besteht.

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