Die geplante Fahrrad-Hölle in der Dö

Seit längerem ist der Umbau der Dörpfeldstrasse in Adlershof schon geplant – dabei ist die zweigleisige Strassenbahn und der teilweise nur 15 Meter breite Strassenquerschnitt nur ein Teil der vielen Probleme.

An jeder Stelle der Dö gehören Falschparker zum Alltagsbild. Foto: cc-by-sa-4.0, adfc-tk.de

Seit 2012 ist das erklärte Ziel aller Beteiligten (zur Entwicklung der Dörpfeldstrasse), das Abrutschen von Adlershof in eine reine Schlafstadt zu verhindern. Kern der Bemühungen ist eine funktionierende Einkaufsstrasse mit aktivem Marktplatz und ein soziokulturelles Zentrum (Alte Schule).

Aus den begleitenden Untersuchungen weiß man, das die Hauptnutzer und Kunden der Dörpfeldstrasse in der Mehrheit Nicht-Autofahrer sind. Gleichzeitig verbrauchen aber die Autos einen wesentlichen Teil der knappen Verkehrsfläche. Der knappe Platz wird zusätzlich durch viele Falschparker eingeschränkt – was im Berufsverkehr täglich die unbeliebten Staus in der Dö verursacht.

Wenn die Fläche des jetzigen Bürgersteigs (durchschnittlich = 3,25 Meter) auf Radfahrende und Fußgänger aufgeteilt wird, entstehen starke Streßsituationen für alle Nicht-Autofahrer. Bild: AG Verkehr Adlershof, cc-by-sa-4.0

Durch die Verkehrsentwicklung-Verfahren der letzen Jahre weiß man, das eine komplette Verhinderung des Autoverkehrs in der Dö nicht möglich ist – aber eine deutliche Reduzierung des PKW-Durchgangsverkehrs erreicht werden kann.

Aus diesem Grund soll die jetzige Autoverkehrsbreite (für 2 Autospuren) von 8,50 Meter auf 6,50 Meter reduziert werden. Der gewonnene Platz soll für 2 schmale Radwege verwendet werden.

Gleichzeitig soll mit dem Umbau der Dö auch der Lieferverkehr verändert werden: der Anteil der Lastenräder soll erhöht werden.

Das Problem der knappen Verkehrsfläche in der Dö lässt sich für Fahrradfahrende nur durch die Kombination verschiedener Radwege lösen. Grafik: Auszug aus dem Alternativen Verkehrskonzept 2018.

Im Rahmen dieser vielen Probleme hat die AG Verkehr (bestehend aus Vertreter des Kiezbeirates Adlershof) 2018 ein Verkehrskonzept entwickelt, das von allen Stakeholdern (also auch dem ADFC-Treptow-Köpenick) mitgetragen wird.

Bezüglich der Radwege ergeben sich dadurch 3 Angebote:

  • Der schmale Radweg entlang der Dörpfeldstrasse bietet einen besonderen Schutz für alle Radfahrenden (beispielsweise Schulkinder und Senioren). Dieser Radweg wird daher als Hochbordradweg angelegt und ist nicht benutzungspflichtig.
  • Die Autofahrspur wird auch für breite Lastenräder genutzt (zur Entlastung des Lieferverkehrs).
  • Die Radickestrasse wird in eine Fahrradstrasse umgewandelt und als wichtiges Teilstück einer Fahrraddirektverbindung zwischen Teltowkanal und Köpenick für den Fahrrad-Durchgangsverkehr ertüchtigt.

Jetzt – 2 Jahre später – kommt das Bezirksamt Treptow-Köpenick auf die Idee, dieses Konzept komplett über die Haufen zu werfen. Stattdessen soll die jetzige Autoverkehrsbreite (8,50 Meter) bleiben – jeweils aussen wird ein 1-Meter breiter Farb-Streifen auf die Fahrbahn gemalt. Das Bezirksamt nennt diesen Streifen „Aufmerksamkeitsstreifen“ – damit gehört diese Farb-Markierung verkehrsrechtlich zur Auto-Fahrspur.

Der Kiezbeirat Adlershof hat hierzu eindeutig Stellung bezogen.

Diese Führungsform wurde auch durch den ‚Berliner Straßencheck‘ als eine der subjektiv unsichersten eingestuft. Gerade unsichere Radfahrer werden sich nicht in den Mischverkehr der Dö wagen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass in den letzten 30 Jahrenkeinen einzigen Tag gab, an dem keine Falschparker den Verkehr in der Dö behindert haben. Selbst der teilweise stündliche Einsatz des Ordnungsamtes hat diese Situation nicht verändert.

Damit verstösst das Bezirksamt-Konzept gegen jegliche Vernunft und gegen §21 des Mobilitätsgesetzes.

Im §21 heißt es: „Anzustreben ist eine selbsterklärende und verkehrssichere Verkehrsinfrastruktur, die regelkonformes Verhalten fördert und voraussetzt.“

Allein das Gefahrenpotential für Radfahrende durch Dooringunfälle (Autotüren, die rücksichtslos geöffnet werden) ist überdurchschnittlich hoch, da die Dö sehr beengt ist und durch die Tram-Schienen eine gefahrlose Ausweichmöglichkeit für Radfahrende fehlt.

Warum die Planungen des Bezirksamtes die jetzt bereits gefährliche Situation noch weiter verschlechtern können, erfahrt ihr im Beitrag ‚Vorzugsvariante E‘ – Wie man mit grüner Farbe eine gefährliche Situation noch verschlimmern kann.

Der ADFC Treptow-Köpenick fordert das Bezirksamt TK auf, auf Basis des Verkehrskonzeptes der Bürgervertreter von 2018 weiter zu planen.

Die Planungen des Bezirksamtes sind bis zum 31.1.2021 auf der öffentlichen Plattform mein.berlin.de einseh- und kommentierbar.

2 Kommentare

  1. Danke, für diese treffende und gut erläuterte Beschreibung der Gesamtsituation. Eine, wie es dargestellt wird, alternativlose Lösung ist die Variante E definitiv nicht wie hier gezeigt wird.

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